Vom Feld in den Futtertrog – Ackern, bis die Schwarte kracht
30 Min.
Schweinemäster Hendrik Meyerholz aus Achim bewirtschaftet 210 Hektar Land. Hier und da muss er erst mit der Motorsäge ins Maisfeld, um Sturmschäden zu beseitigen. Dann legen die Drescher los: Die Maisernte ist das Highlight des Jahres. Was der Niedersachse erntet, verfüttert er direkt an seine 4500 Mastschweine. Friss oder stirb. Nein, eigentlich: friss und stirb ist seine Philosophie. Die Mastschweine in seinen Ställen haben höchstens 18 Wochen, um von Ferkeln zu schweren Schlachtschweinen zu gedeihen: „Du kommst mit, du bleibst noch!“, so sortiert der Mäster alle zwei Wochen die Tiere. Denn dann dreht sich das große „Schweine-Karussell“ weiter.
500 Ferkel kommen. Andere müssen Platz machen. Im Jahr zuvor sind die Getreideflächen im Hochwasser buchstäblich abgesoffen. Alles was der 47-Jährige an Zeit und Saat reingesteckt hat, war verloren. Ein herber Verlust, denn der Zukauf von Futter ist teuer. Also ist im Jahr darauf eine gute Maisernte wichtig. Das XXL-Silo wartet darauf, befüllt zu werden. Mehrfach muss Hendrik Meyerholz in schwindelerregende Höhe klettern, um den Füllstand zu prüfen. Und genießt dabei kurz den Blick über die Marsch. Dann steht der vierfache Vater wieder da, wo im Jahr vorher das Drama begann: beim Drillen der Wintersaat, die nur gedeiht, wenn die Felder nicht absaufen.
Aber er hadert: „Es ist eine Wette auf den Wetterbericht“. Dazu will die neue Mulchsaatmaschine partout nicht so, wie er will. Irgendwann liegen die Nerven blank. Auf seine Frau Nadine Meyerholz kann er sich trotzdem verlassen. Sie bringt ihm Mittagessen auf den Acker. „Ich mache das jetzt 21 Jahre mit. Wer mit einem Landwirt verheiratet ist, weiß, dass er sich auf Feierabend-Uhrzeiten nicht verlassen kann“, sagt sie. Im diesem Herbst beschäftigen den Achimer aber nicht nur die Ernteerträge: Im Jahr, das folgt, gilt ein neuer Tierwohlstandard.
Für ihn bedeutet das, dass er alle seine Ställe umbauen muss: Mit seinem Mitarbeitenden arbeitet er im Akkord. Von der Flex sprühe Funken. Und die Bohrmaschine donnert laut. Es wird geflucht. Der Zeitdruck ist groß. Baumaterial fehlt. Und die Frist rückt immer näher. Fristen, Anträge, Auflagen. Das sind die Dinge, die den Landwirt an seine Grenze bringen. Seinem Büro kehrt er am liebsten schnell den Rücken zu, wenn er das volle E-Mail-Fach sieht. Längst hat er erkannt: Wenn er mit seinem Betrieb überleben will, muss er sich immer wieder neu erfinden. (Text: NDR)
Datum/Zeit
Datum - 02.04.2025
Uhrzeit - 18:15 - 18:45
Sender:
NDR Fernsehen
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