Ausgelöffelt · Das Comeback der Suppe
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Ausgelöffelt · Das Comeback der Suppe
ARD alpha
Mittwoch, 10.07.24
22:15 – 23:05 Uhr (50 Min.)

Stereo

Die Suppe gehört zu den ältesten Speisen, bekannt in allen Kulturen. Sie kommt aus dem Würfel, der Dose, dem Glas oder – ganz klassisch – aus dem Topf. Suppen sind Kraftnahrung, Heilmittel, können aus fast allen Lebensmitteln zubereitet werden erleben immer wieder Revivals auf Plattformen wie TikTok und Co.

Suppen sind die Klassiker des Speiseplans. Während der Coronavirus-Pandemie hat sich der Umsatz von Fertigsuppen im Einzelhandel verdoppelt. Die flüssige Speise gilt als „Urelement der Küche“ und wurde laut Historiker*innen bereits in der Steinzeit gekocht. Viele Familien über Generationen überlieferten Rezepte, jede Kultur ihre eigene Suppentradition. Ob Pho, Miso- oder Tom Kha Suppe, Bouillabaisse, Minestrone, Rindsuppe, Bouillon: Suppen sind im Trend. Auch in der Kunstwelt finden sie ihren Niederschlag, wie Andy Warhols berühmte Campbell-Dosen beweisen, und wird als Protestform genutzt, etwa, wenn medienwirksam ein Van Gogh-Bild mit ihr beworfen wird.
Brühen sollen entschlacken (Fastensuppe), heilen (Hühnersuppe, auch als „Jewish Penicilin“ bekannt) oder, von Sterneköch*innen ins Glas gezaubert, ein bisschen Luxus ins traute Heim bringen. Sie werden jeder Ernährungsweise gerecht, ob nun vegetarisch, vegan, oder bei der Paleo-Ernährung.
Der Suppenwürfel ist der Vorreiter des Convenience Foods. 1886 erfand Julius Maggi eine Speisewürze, eine ganze Suppenindustrie entstand im Zuge der Industrialisierung. Bis heute sind unzählige Packerl-, bzw. Tütensuppen entwickelt worden und es werden immer mehr.
Die Kraftbrühe gilt als Heilmittel, Die „Goldene Joich“, wie Hühnersuppe im Jiddischen heißt, ist etwa auch als „Jewish Penicilin“ bekannt. Maschi Mermelstein kocht die Speise gerne zum Sabbath und schwärmt: „Die Goldene Joich ist wirklich, vielleicht in homöopathischen Dosen oder im psychologischen Sinne, etwas Wohltuendes für den Körper, wenn sie schmackhaft zubereitet wird und im Familienverband von der Kindheit her bekannt ist.“
Der Hype um die Suppe reißt nicht ab, Rezeptvideos mit Hashtags wie #SoupTok und #Soup erzielen auf TikTok, Instagram und Co. Milliarden Aufrufe und auf YouTube sieht man, wie sich mit „Souping“ – angeblich – Gewicht verlieren lässt.
Seit langem sind Suppen auch ein wichtiger Bestandteil des Fastens. Alexander Graffi leitet Suppenfasten-Retreats im Waldviertler Stift Geras: „Wichtig ist, dass eine Fastensuppe abwechslungsreich ist und wirklich lange gekocht wird. Ich finde das Suppenfasten am leichtesten und gleichzeitig am intensivsten, weil man keinen Hunger hat.“
Nicht nur in Retreats, die Speise bringt Menschen auch zu anderen Gelegenheiten zusammen. Das Berliner Nachbarschaftsprojekt „Suppe und Mucke“ organisiert Suppenfeste unter dem Motto „unkommerziell, selbstorganisiert, umsonst & draußen“. Hier lernt man sich kennen und kommt beim Schlürfen ins Gespräch: „Das ist das Schöne an der Suppe. Da kann man gar nicht so viel falsch machen. Am Ende kann man es immer ein bisschen würzen und dann schmeckt es schon“, scherzen Martin und Constanze. Und sie ist das perfekte Zero Waste Essen. Molekularbiologe Fritz Treiber ist der Leiter Geschmacklabors an der Uni Graz und postuliert: „Suppe ist sehr dankbar, wenn es um die Nachhaltigkeit geht. Also wunderbar, dass ich die Reste, die nicht unbedingt in den Biomüll müssen einen Fond mache, der die Basis der Suppe ist.“
Seit Jahrhunderten soll die Speise alle satt machen, denn Suppenbusse mit Freiwilligen, die Armutsbetroffenen heiße Suppe und Brot bringen, sind weiterhin in vielen Städten, so auch in Wien, im Einsatz.
Die Dokumentation blickt über den Tellerrand und zeigt die vielen Gesichter, sowie die Kulturgeschichte der flüssigen Mahlzeit.


Datum/Zeit
Datum - 10.07.2024
Uhrzeit - 22:15 - 23:05


Sender:
ARD alpha
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